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253 - Informationen rund um den
Obus – informations about
trolleybuses
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Mit dieser Überschrift (ohne Fragezeichen) machte
die Solinger Morgenpost auf die Verwendung von Polystyrol-Hartschaum
(Styropor) aufmerksam. Hier der Artikel im Wortlaut:
Niederländischer Hersteller setzte Styropor als Dämmstoff ein
Neuer Obus: Bei Feuer droht Gefahr durch Gift
(RP). Styropor: Gerät es in Brand, entwickelt sich
schwarzer Rauch. Wer diesen Qualm einatmet, kann
sterben, denn der Rauch enthält zahlreiche Atemgifte.
Styropor verwendete auch die niederländische Firma
Berkhof beim Bau des neuen Obusses für die
Klingenstadt.
Ist dieses Fahrzeug eigentlich sicher? Die Experten sagen
ja, der Obus wurde von einem Gutachter der
Bezirksregierung "nach den Regeln der Technik als sicher"
bezeichnet . Aber erst nachdem das Styropor aus dem
Dach ausgebaut wurde. Noch steckt es aber in den
Seitenverkleidungen. Erst Busse, die noch gebaut werden
müssen, will die Firma Berkhof Styropor-frei
bauen.
Der Neue sollte dem Image Solingens als Obusstadt mehr
Fahrt verleihen. "Umweltfreundlich, komfortabel", lobte
Conrad Troullier, kaufmännischer Geschäftsführer den
neuen
Obus, der auch europäischen Geist über die Straßen der
Stadt transportieren sollte. Denn gemeinsam mit den
Verkehrsbetrieben im niederländischen Arnheim hatten
die
Solinger Werke den Auftrag für 15 neue Gelenk-Obusse
ausgeschrieben. Den Zuschlag bekam der niederländische
Hersteller Berkhof, die Elektrik steuerte die Firma Traxis bei -
ebenfalls aus den Niederlanden.
Im November wurde der Obus 2000 der Öffentlichkeit
präsentiert, und eigentlich hätte er seit Jahresbeginn schon
Fahrgäste befördern sollen. Aber: "Die Abnahme nach der
Straßenverkehrszulassungsordnung zog sich länger als
erwartet hin", begründete Peter Hanz, Leiter der
Fahrzeuglogistik bei den Werken, gestern.
Ein Knackpunkt: Der niederländische Hersteller Berkhof
verwendete Styropor als Dämmmaterial. Das entfachte eine
Diskussion zwischen dem TÜV-Prüfer und dem Gutachter der
Bezirksregierung, der dem Obus die Betriebsgenehmigung
erteilt. Während der TÜV-Prüfer den Bus als Fahrzeug
einschätzte, stellte sich der Gutachter der Bezirksregierung
auf den Standpunkt: Ein Obus, der elektrisch betrieben wird,
sei mehr eine Bahn, für die strengere Sicherheitsvorschriften
gelten.
Begründung: Bahnen fahren auch im Tunnel. Letztlich wurde
das Styropor aus der Dachverkleidung entfernt. Denn auf
dem Dach ist die Klimaanlage des Niederflurbusses
untergebracht, und die steht unter einer Spannung von 600
Volt. Statt Styropor wurde Polyurethan eingesetzt, das bei
einem Feuer im Bus weniger gefährlich ist, weil es kaum
Atemgifte freisetzt.
Änderungen vereinbart
"Nicht entfernt wurde indes das Styropor aus den
Seitenverkleidungen", räumte Hanz auf Nachfrage
ein. Und
auch bei den fünf Bussen, die in der kommenden Woche von
der Firma Berkhof ausgeliefert werden, ist der
Dämmstoff
enthalten, der bei einem Feuer schnell so viele hochgiftige
Gase freisetzt, dass Fahrgästen bei einem Unglück der
qualvolle Erstickungstod drohen könnte.
Wenn sie nicht rechtzeitig aus dem Bus entkommen können.
Was wiederum schwer sein könnte: Denn brennt dieser
Dämmstoff, entwickelt sich schnell schwarzer Rauch, so dass
man die Hand vor Augen nicht mehr sehen kann. So erklärt
ein Feuerwehrmann die möglichen Gefahren. Als gänzlich
unbedeutend wird bei den Stadtwerken das Risiko durch
Styropor aber nicht eingeschätzt. Hanz: "Wir
haben mit
Berkhof verschiedene Änderungen vereinbart, dazu
gehört
auch, dass dieser Dämmstoff nicht mehr verarbeitet wird."
Sicherheit der Fahrgäste
Noch ist bei den Werken aber nicht geplant, auch die ersten
sechs Obusse mit dem ungefährlicheren Polyurethan
abzudämmen. "Da müsste der Bus ja wieder demontiert
werden." Möglicherweise rücken die Werke von diesem
Standpunkt ab. "Ich muss mich intensiv mit dem Thema
auseinandersetzen", so Troullier gestern zur
Morgenpost.
"Die Sicherheit der Fahrgäste", so versicherte der
kaufmännische Geschäftsführer, "geht aber in jedem Fall
vor".
Von ARCHIBALD PREUSCHAT aus der Solinger Morgenpost,
Ausgabe: Samstag, den 20.01.2001
Nach einem Pressetermin der Stadtwerke Solingen am 29.01.2001 wurden anderntags folgende Artikel in den beiden Tageszeitungen veröffentlicht:
Stadtwerke ziehen keine Konsequenzen - Styropor kommt in jedes neue Fahrzeug
(RP). In alle 15 neuen Obusse, die die niederländische Firma Berkhof für Solingen baut, wird Styropor als Dämmmaterial eingebaut. Die Stadtwerke werden nun doch nichts an der Konstruktion ändern. Die Diskussion um die Sicherheit der neuen Obusse brachte ein Morgenpost-Bericht am 20. Januar ins Rollen. Eine Woche lang berieten die Werke - gestern verkündeten sie: Alles bleibt so, wie es ist. Wohl musste Peter Hanz, bei den Werken für die Fahrzeuglogistik zuständig, gestern zugeben: "Polyurethan ist schwerer zu entflammen als Styropor."
Polyurethan nehme aber Feuchtigkeit auf und sei deswegen als Dämmmaterial für den Obus nur bedingt geeignet. Die Stadtwerke argumentieren: Sowohl Styropor als auch Polyurethan gehörten zur Brandstoffklasse B1 - schwer entflammbar.
Polyurethan statt Styropor: Im Bereich der Heizung sei das eine Vorsichtsmaßnahme. Nur die Heizung befindet sich im Inneren des Obusses. Sie steht wie fünf andere Bauteile (auf dem Busdach) unter einer Spannung von 600 Volt. Polyurtehan hat gegenüber Styropor den Vorteil, dass es mit einer Folie überzogen ist. Flammen müssten diese Folie erst durchdringen, ehe sie an den eigentlichen Dämmstoff gelangen. Und im Bereich der Heizung, wo es aufgrund eines technischen Defektes zu Funkenflug kommen könnte, sei das sinnvoll. Dabei ist der Gutachter davon ausgegangen, dass der Obus mit einem Schienenfahrzeug vergleichbar sei.
"Die Dinge im Obus liegen noch ein bisschen anders", so Conrad Troullier, Kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke, gestern. "Der Obus ist ein im Vergleich zu Straßenbahn oder Zug ein kurzes Fahrzeug. Ein Feuer könnte der Fahrer schnell bemerken. Der neue Obus hat sieben direkte Notausstiege - drei Türen und vier Dachklappen.
Bewusst haben wir darauf verzichtet, die Zahl der Dachklappen zu reduzieren. Das wäre mit einer Ausnahmegenehmigung möglich gewesen", betonte Troullier. Zudem seien die Heizungen in geschlossenen Metallkästen untergebracht, abgeschottet gegen die Wagenbauteile. Die Heizungen sind darüber hinaus mit einem Überhitzungsschutz ausgestattet.
Gänzlich auf Styropor könnte beim neuen Obus aber nicht verzichtet werden. Das Material dämme gegen Kälte, Hitze und Geräusche, wiege nicht viel. Und vor allem: Styropor erfüllt lange seinen Zweck. Im Gegensatz zu Polyurtehan nehme es keine Feuchtigkeit auf. Genau das ist das Problem beim alten Obus: Die Wolle, die bei ihm als Dämmmaterial eingesetzt wurde, hat sich im Laufe der Jahre mit Feuchtigkeit vollgesogen.
Troullier: "Die Busse sind tatsächlich schwerer geworden." Ein Leichtgewicht in Sachen Sicherheit sei der neue Obus aber nicht. "Wenn`s brennt, setzen Styropor wie auch Polyurethan Kohlenmonoxid frei, wie alle anderen organischen Stoffe auch", so Troullier. Dabei beruft er sich auf Untersuchungen aus dem Jahr 1967.
In der kommenden Woche wird der Neue dann Fahrgäste mitnehmen. Ab März werden weitere Fahrzeuge ausgeliefert sein, dann "kann der Obus flächendeckend eingesetzt werden", so Troullier gestern.
Von ARCHIBALD PREUSCHAT
Aus der Solinger Morgenpost, Ausgabe 30.01.2001
Dämmstoff im neuen Obus gefährlich?
Neue Obus-Generation:
Stadtwerke zerstreuen Bedenken
am Dämm-Material Polystyrol
von Jan Crummenerl
Der Gutachter der Bezirksregierung monierte
am neuen Obus der Stadtwerke - gebaut von der
niederländischen Firma Berkhof - den Dämmstoff
über der Heizungsanlage des Busses (Foto). Das
verwendete Polystyrol wurde durch Polyurethan
ersetzt. Das ließ Zweifel, besonders im Brandfall, an
der Sicherheit dieses Isolierstoffes Polystyrol aufkommen,
der weiterhin in Decke und Wänden verwendet wird.
Nach erneuter Überprüfung ("Die Sicherheit der Fahrgäste
hat Vorrang", so Conrad Troullier, kaufmännische Geschäftsführer
der SWS) durch die Stadtwerke, konnten diese den Dämmstoff
als unbedenklich einstufen.
"Polystyrol ist in die Brandklasse B 1 eingestuft", erklärt Peter
Hanz, Leiter der Fahrzeuglogistik. Damit gehört dieses Styropor
zu den schwer entflammbaren Stoffen - also zur sichersten
Brandklasse dieser Kategorie. Zur selben Klasse gehört auch
Polyurethan, das noch schwerer entflammbar ist. Conrad Troullier:
"Durch den Austausch haben wir in Sachen Sicherheit noch einen
drauf gesattelt." Eine durchgängige Verwendung dieses
Dämmstoffes ist aber weder möglich noch wünschenswert. Zum
einen kann dieses von einer Extrafolie umgebene Material
technisch nicht überall eingebaut werden. Zum anderen ist
Polyurethan - im Gegensatz zu Polystyrol - nicht
wasserabweisend.
Brandklasse
B 1: schwer entflammbar
Peter Hanz: "Hier könnte sich also Kondensfeuchtigkeit
sammeln." Das Problem ist von den alten Obussen her bekannt,
deren Dämmwolle gleichfalls Wasser aufsaugt. "Feuchtigkeit im
Bus und Korrosion sind die Folgen." Durch das gesammelte
Wasser wird der Bus zudem schwerer und damit
unwirtschaftlicher. "Ein Dämmstoff muss drei Bedingungen
erfüllen", so Peter Hanz. "Er muss vor Hitze, Kälte und
Geräuschen schützen, er muss eine lange Lebensdauer haben -
und er muss leicht sein." Eine praktikable Alternative zu
Polystyrol sehen die SWS nicht. Sollte das schwer brennbare
Polystyrol dennoch einmal Feuer fangen, ist dessen Leichtigkeit
("Styropor besteht ja fast nur aus Luft") von weiterem Vorteil. "Wie
bei allen organischen Stoffen entsteht auch hier bei der
Verbrennung das giftige Kohlenmonoxid", erklärt Peter Hanz.
"Durch die Leichtigkeit des Stoffes ist die tatsächliche Menge
sehr gering."
Obusse
unterliegen der Straßenbahn-Verordnung
Dass der Stoff in einem einzelnen Bereich beanstandet wurde,
liegt an dem besonderen Zulassungsverfahren für Obusse. Zum
einen ist da die Straßenverkehrszulassung, die der neue Bus
problemlos passiert hat. Zum anderen unterliegt er - da es keine
speziellen Vorordnungen für Obusse gibt - der Verordnung über
den Bau und Betrieb von Straßenbahnen. Und diese sei recht
streng, da hier beispielsweise auch der Brandschutz von
Straßenbahnen in Tunneln berücksichtigt werden muss. Nach
Einschätzung der SWS ist nicht nur allen Bestimmungen
Rechnung getragen, sondern, so Conrad Troullier, mögliche
Gefahren auf das Kleinstmögliche reduziert worden. Eine
100-prozentige Sicherheit gibt es natürlich nicht. Das könnte nur
die Verwendung nichtbrennbarer Materialien vielleicht leisten. Aber
Beton etwa könne in einem Bus eben nicht verwendet werden. Der
erste der 15 neuen Obusse soll in der übernächsten Woche den
Linienverkehr in Solingen aufnehmen.
Solinger Tageblatt vom 30. Januar 2001
Ferner brachte WDR3 „Lokalzeit Bergisch Land“ in der Ausgabe vom 29.1.2001 einen kurzen Fernsehbericht über den Pressetermin.
Es bleibt noch hinzuzufügen, dass der Wagen in der übernächsten Woche für den Linienverkehr zugelassen wird, jedoch erst dann die Fahrten zur Schulung aller Fahrer aufgenommen werden. Weiterhin ist beabsichtigt, erst nach Anlieferung weiterer Gelenkobusse den Linienbetrieb aufzunehmen. Dieses soll demonstrativ nach Möglichkeit mit einem formellen „Band zerschneiden“ an einem Tag im März erfolgen. Der genaue Zeitpunkt wird noch nicht festgelegt. „Wir wollen uns nicht terminlich unter Druck setzen, die Qualität der Fahrzeuge geht vor“, so die Stellungnahme hierzu.
Abschließend noch der Kommentar einiger Nicht-Solinger anlässlich der Pressekonferenz: „Die Solinger schaffen es immer wieder, etwas Positives und Imageförderndes für ihre Stadt schlecht zu reden“.
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von Jürgen Lehmann